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Kunst am Schlossberg

In Melchnau steht eine Burgruine, etwas höher im Wald. Über 50 Künstler und Künstlerinnen haben es sich zur Aufgabe gemacht diesen Sommer Besucher und Besucherinnen in die Ruine und dessen Umgebung zu locken. Auf einem Rundgang können schön platzierte Kunstwerke, teils einzig für diese Freilichtausstellung geschaffen, betrachtet werden.
Bei schönem Wetter strömen die Leute in scharen auf den Schlossberg. Familien mit Kindern, Senioren und Seniorinnen, Kunstschaffende, Kunstinteressierte und viele weitere sind anzutreffen.

Leider fehlt es in der Ausstellung teils an Innovation. Vieles kennt man bereits aus Gartenausstellungen oder ähnlichem: beinahe jedes zweite Werk stellt ein Tier aus dem Material Eisen dar. Ameisen, Spinnen, Schnecken und sonstige Tiere sind in Hülle und Fülle vertreten. Meist durchdacht auf dem Rundweg im Wald angeordnet, doch durch keine künstlerische Ästhetik bestechend. Im Kontrast dazu finden sich aber auch gesellschaftskritische, durchdachtere und raffiniertere Installationen, manchmal auch von bekannten Namen.

Für jeden und jede findet sich etwas. Die Ausstellung ist kostenlos zugänglich. Man hat die Freiheit an einem Werk vorbeizugehen ohne es weiter zu beachten, kann aber auch längere Zeit verweilen. Ein Spaziergang lässt sich so gut mit einer kulturellen Veranstaltung und dem Besuch einer historischen Ruine verbinden. Sicherlich eine spannende Angelegenheit und für alle empfehlenswert.

http://www.kunstamschlossberg.ch

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Politische Arbeit Senf

2105 – Parteitag SP Kanton Bern in Langenthal

Am 9. Mai 2015 fand in Langenthal, von der SP Langenthal organisiert, der kantonale Parteitag statt. Mit viel Herzblut, Engagement und Energie haben viele Mitglieder dazu beigetragen aus diesem strukturell komplexen Anlass, einen wunderbar gestalteten Parteitag zu zaubern. Die SP Langenthal konnte dem Kanton zeigen, wie gut organisiert und durchdacht die Sektion funktioniert. Die gemeinsame Kommunikation lief hervorragend. Mit diesen Erinnerungen an den 9. Mai stürzt sich die Sektion aber natürlich gleich wieder in weitere, bevorstehende Anlässe, Vorstösse, Wahlen und in vieles mehr.
Im kommenden Herbst stehen die National -und Ständeratswahlen an. Es gilt die Linke zu verteidigen, wenn nicht sogar aufzustocken. Und im Herbst 2016 wir in Langenthal gewählt. Auch dafür steckt die Sektion der SP Langenthal schon in der Planungsphase.

Warum SP Wählen? „Weil die Entscheidungen von heute, die Lösungen von morgen sind!“
S. Sägesser

Zum 9. Mai:
http://www.sp-langenthal.ch/index.php?id=957
http://www.bernerzeitung.ch/region/kanton-bern/TelefonOffensive-gegen-duestere-Prognosen/story/20854193

Zu den Wahlen im Herbst 2015:
http://www.sp-ps.ch/de/kampagnen/wahlplattform-2015
https://www.ch.ch/de/wahlen2015/

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Gesehen Senf

Human Resources

Von und mit kraut_produktion & Theater HORA

Gesehen am 3.05.15 im Rahmen des Auawirleben Theaterfestivals im Tojo Theater Bern

Vier Schauspieler und Schauspielerinnen mit Beeinträchtigung und drei Schauspieler und Schauspielerinnen ohne Beeinträchtigung gaben sich ein Stelldichein. Das Stück behandelt menschliche Bedürfnisse, Verhaltensweisen und die Frage nach dem Menschen als Mittel, wobei Human Resources ins Deutsche übersetzt Personal bedeutet.

Bisher hat sich mir der Bezug vom Stück zum Titel noch nicht ganz erschlossen. Während der Vorstellung kursierte ein pinkes Sparschwein im Zuschauerraum. Der Zweck war, dass man etwas Geld einwerfen sollte, um den Schauspielern und Schauspielerinnen mit Beeinträchtigung etwas kaufen zu können, da diese keinen Lohn für die Aufführung erhalten würden. Hier könnte ein Bezug zum Titel bestehen. Was kostet Personal? Braucht es Personal? Ist ein Schauspieler oder eine Schauspielerin Personal? Wie definiert sich Personal?

Dramaturgisch erschliesst sich das Stück aber recht einfach. Szenen wechselten sich ab, welche wahrscheinlich von den jeweiligen Initiatoren selber gestaltet und erfunden wurden. So moderierte ein Schauspieler eine Datingshow, ein anderer, der berichtet er würde an der Hochschule der Künste Bern (HKB) dozieren, gestand seine Zuneigung zu einer Studentin und ein weiterer Schauspieler holte lange in der Performancegeschichte aus, während er seine Performance aufbaute.

Dies stellte für mich den Höhepunkt des Stücks dar. Mit voller Ernsthaftigkeit erzählte er von den Blut -und Fleischperformances, welche er und sein Freund in den 80er in Bern durchgeführt hätten. Wiener Aktionismus hätten sie nicht gekannt und dachten sie wären die ersten die mit Eingeweiden um sich warfen. Sie hätten noch eine Botschaft zu übermitteln, Kunst sei politisch gewesen, da habe man einfach noch gemacht ohne Bewilligungen und finanzielle Anträge zu stellen. Aber da man das ja heute nicht mehr könne, probiere er jetzt etwas Neues. Daraufhin schüttete er sich einen Kübel voller veganer Bratlingskrümel über den Kopf. Eine vegane Schüttung. Während der Rest vom Stück meist mit der Frage von menschlichen Bedürfnissen und allgemein dem Menschsein arbeitete, ging es bei der veganen Schüttung um viel mehr: Wozu sind Künstler da? Was dürfen Künstler noch? Wie erschafft man heute noch neue, inovative Kunstwerke? Im Anschluss an die vegane Schüttung trat der HKB Dozent nach vorne. Man sah ihm seine Ernüchterung und Enttäuschung an. In seinem Monolog handelte es schliesslich davon, dass all die Kulturschaffenden letztendlich für nichts seien. Man habe leider noch keinen Weg gefunden das Gen der Kulturschaffenden auszurotten. Daher sei es auch besser, dass er und seine Studentin keine Kinder bekämen, da es ohnehin wieder einen Kulturschaffenden geben würde. War dies die Moral des Stücks? Wozu die Künste? Daraufhin geht der Performer ab und kehrt später, nur mit einem Tanktop und goldig glitzernden Skyheels bekleidet, zurück. Es scheint, als wolle er ein letztes Mal im Rampenlicht stehen. Das Ende des Stücks verliert an Bedeutung. Meine Augen richteten sich nur noch auf den niedergeschlagenen, nackt entblössten, von Scham erfüllten Künstler.

http://auawirleben.ch/de/2015/programm/human-resources

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Gesehen Senf

b o n e r

Von und mit Iggy Malmborg

Gesehen am: 2.5.15 im Rahmen des Auawirleben Theaterfestivals, im Schlachthaustheater Bern

Ein jung aussehender Mann steht auf der Bühne. Er erklärt dem Publikum, welches den Zuschauerraum des Schlachthauses durch den Hintereingang betreten musste, also bereits über die Bühne gegangen ist, dass es während seiner Performance etwas zu tun hat und was er an diesem Abend vorhat. Die Zuschauer sollen bis zu einem gewissen Zeitpunkt Probleme, Dilemmas, Szenenideen etc. auf Papier schreiben, dieses verknüllen und auf die Bühne werfen. Später benutzte er diese Publikumsgedanken, um in einer begrenzten Zeitspanne Inszenierungskonzepte zu entwickeln.

Und so funktionierte sein ganzes Stück. Von einem Lautsprecher erhielt der Darsteller jeweils Aufträge, welche er auf der Bühne ausführen sollte. Diese Aufträge wechselten sich mit Wortmeldungen von Objekten ab, das heisst der Darsteller hielt jeweils einen weiteren, portablen Lautsprecher an diese Objekte dran. So erhielt beispielsweise der rote Feueralarmknopf auf der Bühne eine Stimme, welche aus dem Lautsprecher zu hören war. Er erzählte, wozu er da sei, was seine Bestimmung sei und falls er misslingen würde, in dem was er tun sollte, sei er „per Definition: Trash“.

Der Darsteller versuchte sich selbst ebenfalls als Objekt einzusetzen. Während den Aufträgen, welche er vom Lautsprecher erhielt, musste er unteranderem innerhalb einer gewissen Zeitspanne erröten, weinen oder eine Erektion bekommen.

In einem zweiten Teil des Stücks wiederholte er diese Aufträge. Hierzu hatte er nun aber Unterstützung von anderen Objekten. Er errötete, da er sehr rasch sehr viele Luftballons aufblasen musste, er weinte wegen Tigerbalsam unter den Augen und die Erektion wurde durch eine geschluckte Viagrapille begünstigt.

Während der Darsteller im ersten Stückteil in seinen Aktionen Niederlagen erleiden konnte, war der Erfolg der Aktionen im zweiten Teil garantiert. Dies aber nur, da er sich von anderen Objekten Unterstützung holte. Eine Botschaft an das menschliche Leben, an den ewigen Druck immer funktionieren und alles schaffen zu müssen.

http://auawirleben.ch/de/2015/programm/b-o-n-e-r

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Wo ist die Liebe?

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«Wo ist die Liebe?» – meisterhaft illustriert, anrührend erzählt: Ein humorvolles Kinderbuch aus Estland erklärt das Wesen der Liebe

Der Schweizer BaltArt-Verlag gibt in seiner Baltischen Bibliothek Bücher aus dem Ostseeraum her- aus. Mit «Wo ist die Liebe?» veröffentlicht der Verlag ein zweites Kinderbuch aus Estland. Der deut- sche Diplomat Carsten Wilms hat das Buch (Originaltitel: «Kus on armastus?») aus dem Estnischen ins Deutsche übertragen.

Zum Buch:

«Aber wo ist eigentlich die Liebe, wenn man sie nicht fühlt? Ist sie lebendig? Welche Farbe hat sie? Was kann man mit ihr anfangen? Kann man sie berühren? Kann man sie verlieren?» Diese Fragen stellt die kleine Sahra ihrer Mutter. Im estnischen Kinderbuch «Wo ist die Liebe?» erfährt das Mäd- chen, was es mit der Liebe auf sich hat und dass man die Liebe hegen und pflegen muss, damit sie gedeiht.

Die farbenfrohen, humorvollen Scherenschnitt-Illustrationen von Kertu Sillaste und der klare, ein- fühlsame Text von Kätlin Vainola machen das Kinderbuch auch für Erwachsene zu einem Schmaus für Auge und Seele.
Das Buch eignet sich zum Vorlesen und Selberlesen und richtet sich an Menschen ab 3 Jahren. «Kus on armastus?» erhielt 2013 den ersten Preis beim bedeutendsten Kinderbuchwettbewerb Estlands, Põlvepikuraamat, und wurde 2014 mit dem Spezialpreis der Jury im Wettbewerb der schönsten estnischen Kinderbücher «für seine wunderbare Illustration» ausgezeichnet.

Die Autorinnen:

Kätlin Vainola wurde 1978 geboren. 2006 debütierte sie mit dem erfolgreichen Kin- derbuch «Ville», das von einem Jungen erzählt, der bei den Grosseltern lebt. An- schliessend folgten weitere Bücher für Kinder. Mit «Lift» (2013) sowie «Kus on ar- mastus?» (2014) war sie für den Kinderliteraturpreis der Stiftung Eesti Kultuurkapital nominiert. Sie lebt mit ihrem Mann, ihren beiden Kindern sowie einer Katze und einem Hund in Tallinn.

Kertu Sillaste (geboren 1973) begann ihre Karriere als Buchillustratorin 2008 für die estnische Kinderzeitschrift «Täheke». Seitdem hat sie sich mit der Gestaltung zahl- reicher Kinderbücher ein hohes Renommee in Estland erarbeitet. Zusammen mit ih- rer Schwester ist sie ausserdem Autorin eines estnischen Kochbuchs für Kinder. Sie wohnt mit ihrem Partner und den zwei Söhnen in Tallinn.

Das Buch kann direkt beim BaltArt-Verlag (info@baltart.ch) bestellt oder im Buchhandel bezogen werden. Mehr unter http://www.baltart.ch

Kätlin Vainola (Text) und Kertu Sillaste (Bilder)
Wo ist die Liebe?
Übersetzt aus dem Estnischen von Carsten Wilms
Baltische Bibliothek im BaltArt-Verlag – Band VII
BaltArt GmbH Switzerland, BaltArt-Verlag, Langenthal (Schweiz), 2015 http://www.baltart.ch

978-3-9523109-5-3

Preis: 15 CHF / 15 € (plus allfällige Versandkosten)
Die Publikation wurde von Eesti Kultuurkapital gefördert.

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Druckfrisch: «Bürger der Republik Finnland» von Elmer Diktonius

Elmer Diktonius ist einer bedeutendsten Autoren Finnlands. Mit «Bürger der Republik Finnland» publiziert der BaltArt-Verlag 6 Novellen des grossen finnlandschwedischen Modernisten.

Der BaltArt-Verlag gibt in seiner Baltischen Bibliothek Bücher aus dem Ostseeraum heraus. Erstmals veröffentlicht er nun ein Werk aus Finnland. Der teilweise in Tallinn lebende Berner Journalist, Historiker und Germanist Daniel Sägesser hat die Novellensammlung aus dem schwedischen Original übersetzt.

Zum Buch: Ja, das Leben ist ein Elend – und oftmals makaber. Schön sind die sechs Novellen denn auch nicht, die der finnlandschwedische Autor Elmer Diktonius 1935 unter dem Titel «Medborgare i republiken Finland» veröffentlichte. Vielmehr gehen die kurzen Texte unter die Haut, sowohl was Sprache und Inhalt als auch was ihre sozialkritische Intention betrifft. Nicht von ungefähr bezeichnet Diktonius dieses Werk als «Novelliade», was für die Einheit und Kompaktheit steht, die ihm innewohnen: Auch wenn die sechs Geschichten völlig unterschiedliche Existenzen und Schicksale schildern, so ist ihnen doch vieles gemeinsam: Die Figuren, ob Faschist, Verdingbub, als ewig Rote abgestempelte Mutter und Sohn, verrückter Armeleuteschuhmacher, Trinker oder Greis, sind alle Aussenseiter, ja Verlierer – aber eben auch finnische Staatsbürger, die Diktonius unerschrocken, einfühlsam und präzise beobachtend porträtiert, dabei tief in ihr Wesen eindringt, sie in ausserordentlichen, ja schicksalsträchtigen Situationen zeigt.
Auf wenigen Seiten breitet er so ganze Leben aus und demaskiert anhand dieser die vorherrschenden politischen und gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten. Dabei bedient er sich einer durchweg deftig-ausdrucksstarken, ungeschminkten und variantenreichen Sprache und schafft damit Bilder von plastischer Drastik und einen Erzählfluss mit atemberaubendem Sog.

Die finnisch-schweizerischen Kulturpersönlichkeit Leena Maissen-Visapää, hat hat das Nachwort zu dieser Ausgabe verfasst.

Der Autor: Der finnlandschwedische Dichter und Komponist Elmer Rafael Diktonius wurde 1896 in Helsinki geboren und verstarb 1961 in Sipoo (Finnland). Er alterte früh, seine späteren Lebensjahre waren von Alkoholismus begleitet, auch erkrankte er an Alzheimer. Diktonius gilt – auf derselben Stufe wie Edith Södergranstehend – als einer der bedeutendsten Vertreter des finnlandschwedischen Modernismus. Er war zweisprachig, schrieb sowohl auf Schwedisch als auch auf Finnisch und liess jeweils Elemente der einen Sprache in die in der anderen Sprache verfassten Texte einfliessen.
Aus der Feder des Avantgardisten stammen elf Gedichtsammlungen, der Roman «Janne Kubik» (1932) sowie zwei Novellenbände mit dem Titel «Medborgare i republiken Finland». Der erste erschien 1935 und liegt hier erstmals in deutscher Übersetzung vor. Der zweite wurde 1940 veröffentlicht.
Diktonius war Sozialist, revolutionär ist auch sein schriftstellerisches Werk, geprägt von expressionistischem Geist und der Intention, die bürgerlichen ästhetischen Konventionen sowohl sprachlich als auch thematisch zu durchbrechen. Der Autor beeindruckt mit einer immensen Wortmächtigkeit und virtuosen Sprachschöpfung, wobei er oft auf die Kraft der gesprochenen Sprache setzt.
Er trat auch als Übersetzer, Kritiker und Mitherausgeber der Zeitschriften «Ultra» und «Quosego» her- vor, welche den finnlandschwedischen Modernisten eine bedeutende Plattform boten.
In jüngeren Jahren war Diktonius mit dem späteren sowjetischen Politbüromitglied Otto Ville Kuusinen befreundet.
Als Bertolt Brecht 1940/41 im Exil in Finnland weilte, gehörte Elmer Diktonius zusammen mit Hella Wuolijoki, Olavi Paavolainen und anderen zu dessen Freundeskreis.

Bertolt Brecht über Elmer Diktonius:
«DIKTONIUS, der finnische horaz, holt mich ab in eine bierstube, er ist kurzleibig und vierschrötig, wie mit der axt aus einer eichenwurzel gehauen, sein eigenes wandelndes monument. er hat eine kleine staatspension und lebt von zeitungsartikeln. stets bringt er etwas mit, wenn er kommt, eine zigarre oder süßigkeiten für barbara. er lacht gern und macht gern kleine bösartige, aber humoristische bemerkungen, knapp und gut geformte. im ganzen könnte er ein seekapitän sein.»
Bertolt Brecht, 30. 6. 1940
Arbeitsjournal, 1938 bis 1942

Das Buch kann direkt beim BaltArt-Verlag (info@baltart.ch) bestellt oder im Buchhandel bezogen werden.

Elmer Diktonius
Bürger der Republik Finnland
Novelliade
Übersetzt aus dem Schwedischen von Daniel Sägesser
Baltische Bibliothek im BaltArt-Verlag – Band VI
II
BaltArt GmbH Switzerland, BaltArt-Verlag, Langenthal (Schweiz), 2015

978-3-9523109-9-1 

Preis: 15 CHF / 15 € (plus allfällige Versandkosten)

Die Übersetzung und Publikation dieses Buchs wurde durch
FILI Finnish Literature Exchange gefördert.

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Politische Arbeit Senf

1. Mai 2015 Seedballs – Urban Guerilla Gardening

Wie in allen Jahren, führten wir auch 2015 in Langenthal eine schöne 1. Mai-Feier durch. Trotz des heftigen und ununterbrochenen Regens kamen viele Leute – SPler, Grüne, Jusoler, Gewerkschaftler, Sympathisanten und viele mehr. Man konnte sich verköstigen lassen, reichlich Bier trinken, linken Chorgesängen lauschen und zu Salsamusik die Hüfte schwingen. Dieses Jahr boten wir zudem einen Stand an, an dem sogenannte Seedballs gebastelt werden konnten. Dies sind kleine Kugeln aus Erde und Ton, welche Pflanzensamen enthalten. Andernorts wird zum 1. Mai mit Pflastersteinen geworfen, aber in Langenthal werfen wir mit Samenbomben.

Seedbals

Anleitung:
500g Ton, 500g Erde, 5g Samen vermischen und walnussgrosse Kugeln formen. Sich ein öffentliches Plätzchen suchen, an dem die Pflänzchen gedeihen können. Mit einer eleganten und schwungvollen Bewegung deine Samenbome werfen und evtl. ab und zu giessen. So gestaltest du die Stadt nach deinem Gutdünken und gibst der Natur etwas Überhand zurück.

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1. Mai 2015

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Gott des Gemetzels

Am Samstagabend sah ich im Langenthaler Stadttheater ein Gastspiel des Theaterensembles Theater Thearte. Sie zeigten ihre Adaption des Stücks Gott des Gemetzels der französischen Autorin Yasmina Reza. Die Autorin ist bekannt für das Stück Kunst, welches unter anderem mein Lieblingstheaterstück ist und für eben besagtes Stück Gott des Gemetzels, welches auch schon von Roman Polanski verfilmt wurde. Theater Thearte zeigt die Inszenierung noch am 27. und 28. März im Théatre de Poche in Biel.
Man merkte als Zuschauer, dass die Bühne des Langenthaler Stadttheaters eine neue Herausforderung und Bedingung für die vier Schauspieler und Schauspielerinnen darstellte. Sie meisterten jedoch den Abend alles in allem gut. Manchmal, wenn die Schauspieler und Schauspielerinnen mit dem Rücken zum Publikum standen, was öfter bewusst vorkam, verstand man sie akustisch nicht sehr gut. Allgemein hätte die Lautstärke der Stimmen etwas höher sein dürfen. Hinzukam, dass alles in Schweizerdialekt gesprochen wurde. Es minderte die Qualität der Aufführung, da vieles, wie es gesagt wurde, im alltäglichen Dialekt nicht so gesagt wird. Leider wirkte es dann zum Teil unnatürlich und eingeübt. Gut fand ich, dass die Alter der Rollen auch ungefähr jenen der Schauspieler und Schauspielerinnen entsprachen.
Das Stück handelt davon, dass ein Schuljunge, einem Anderen mit einem Stock Zähne ausschlägt. Die Eltern treffen sich dann bei jenen des Opfers zu Hause und diskutieren die Sachlage. Doch es bleibt nicht dabei. Es entsteht ein riesiges Chaos. Themen wie Erziehung, Verantwortung, Arbeit, Schuld, Ehe und viele weitere werden in diesem Stück behandelt. Streitereien, Erbrechen, Agressionen, Alkohol und Telefonate bringen eine Struktur in das Geschehen. Das Ganze erzeugt eine besondere Nähe zum Publikum, da die Handlungen in Echtzeit passieren. Als Zuschauer wird man in die Rolle des Voyeurs gezwängt, der einen intimen Einblick in die Abgründe des menschlichen Daseins erhält. Das Stück ist sehr textlastig und manchmal schienen die Handlungen der Figuren etwas unnatürlich, unpassend und krampfhaft. Man versuchte diesen Mikrokosmos eines Wohnzimmers mit Aktivitäten auszugestalten, doch es hätte noch viel mehr Potential in sich getragen.

Empfehlenswert für Menschen in Midlifecrisis‘, Menschen die Kinder zu erziehen versuchen, Menschen die anderen beim Versagen gerne zusehen und für alle jene Menschen, die ein Stückchen echten Lebens auf der Bühne gerne sehen möchten.

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Nachruf Hans Erni

Seine handsignierten, persönlich geschenkten Bilder hingen bei meinen Grosseltern seit ich denken kann an den Wänden. Lange noch im 12 Zimmer-Haus, unten im Wohn -und Essbereich über alten Canapés auf denen ich mich als kleines Mädchen in schicken Kleidern gerne tollte. Ich verstand schon früh die Bedeutung Ernis Werke für meine Grosseltern. Die feinen Linien der Pferde, der Akte und der Tauben prägten sich in meinem Gedächtnis bis heute ein. Nachdem mein Grossvater das Haus verliess, kamen die Ernis natürlich mit in die neue Wohnung. Stets passten sie wie angegossen zu den Möbeln, zu den Gästen und zu den Launen.
Ernis Werk zeichnet sich aus durch Kontrolle, klar gesetzte Striche, etwas Verspieltheit und durch die immer gleichbleibende Farbpalette. Er hatte früh seinen Stil gefunden und blieb dem auch treu. In seinen Figuren zeichnet sich das Leben in allen Facetten ab – Dynamik und Kraft ausstrahlend. So erstaunt es mich auch nicht, das eine Taube Ernis den Grabstein meiner Großmutter schmückt. Stets habe ich sie mit diesen Kunstwerken verbunden und ihre Eleganz darin wiedererkannt.
Solange Erni lebte, klamm in mir ein Hoffnungsschimmer, dass ich nie die Zeit mit meinen Grosseltern vergessen würde. Man sprach immer wieder über Erni und die Freundschaft, die sie zu ihm pflegten. Nun nehme ich auch von ihm Abschied. Die Schweiz hat einen grossartigen Künstler weniger. Seine Bilder verblassen mit der Zeit, wie auch die Erinnerungen an mein Mädchendasein unter seinen Bildern auf dem Canapé bei meinen Grosseltern. Doch solange die Taube auf dem Grabstein noch nicht von Ranken umschlungen und erstickt wurde, wird das Werk Ernis und meine Verbundenheit ihm gegenüber bestehen.

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Melkein Kuin Emmerdalessä

Ich sah mir heute alleine ein finnisches Gastspiel im Theater am Käfigturm in Bern an. Minna Koskela, in meiner zweiten Heimat durchaus bekannt, schrieb und inszenierte das Stück Melkein Kuin Emmerdalessä. Ich freute mich darauf etwas heimatlichen Humor, finnische Klischees und vor allem finnisches Schauspiel zu sehen und zu hören. An der Theaterkasse fragte mich einer, ob ich Mitglied sei, nein ich bin noch nicht Mitglied beim Schweizerischen Verein Freunde Finnlands, dachte ich. Anstelle des Preises von 35.- für Nichtmitglieder, bezahlte ich dann doch nur 20.- als Studentin. Das war nett. Ich kannte niemanden – so müssen sich wohl Touristen in Finnland vorkommen, wenn sie kein einziges Wort verstehen, mit dem Unterschied, dass ich alles verstand und mir trotzdem einsam vorkam.

Also setzte ich mich brav alleine in die zweitvorderste Reihe im Zuschauerraum. Langsam füllte sich der Raum und regelmässig strömten laut quatschende, Wein trinkende, blonde Riesen-Frauen rein. Wovon sich eine genau vor mich setzte. Ich setzte mich dann doch etwas peinlich berührt neben sie in die vorderste Reihe und erklärte ihr, sie sei einfach zu gross. Es stellte sich heraus, dass sich in die vorderste Reihe zu setzen, um dem Stück folgen zu können, doch eine gute Entscheidung war. So hatte ich das Gefühl ganz bei der Sache dabei sein zu können und fühlte mit den später weinenden Schauspielerinnen mit.

Zuerst begrüsste die dickliche Regisseurin das nur finnische Publikum. Währendem sass bereits eine der Schauspielerinnen auf der Bühne und blätterte in einer Zeitschrift. So ging es dann eine Weile, bis eine zweite Frau auf die Bühne trat. Es machte den Anschein, als würden sie sich nicht kennen und wären beide einfach so an diesem undefinierbaren Ort gelandet. Es stellte sich dann heraus, dass sie Schwestern waren, welche sich jahrelang nicht mehr gesprochen hatten, da die Späterhinzugekommene (Laura) der Ersten (Anu) den Freund ausgespannt hatte und nun mit ihm in Tallinn lebte. die Schwestern befanden sich beide in einem Wartezimmer, da die Mutter ins Spital eingeliefert wurde. Das Stück füllte sich dann für lange Zeit mit Streitereien, Zickereien, Informationsaustausch, Besserwissereien, gegenseitigen Vorwürfen und üblichem Schwesternkram. Ein Wendepunkt in dieser etwas einseitigen Wartezimmergeschichte, stellte der Moment dar, als Laura, die Jüngere der beiden, erzählte, dass ihr Mann, also jener den sie ihrer Schwester ausgespannt hatte, sie schlägt. Dies änderte auf einen Schlag die Sicht von Anu auf Laura. Laura ist Sozialarbeiterin und versuchte die Situation ihrer Schwester sofort zu lösen und ihr zu helfen. Es drehte sich dann alles darum, dass Laura bleiben und nicht zu ihrem Mann zurückkehren sollte. Laura ging. Auch das Publikum wirkte etwas geschockt von der unerklärlichen Dummheit Lauras zu einem Sie schlagenden Mann zurückzukehren und das noch als starke, finnische Frau. Denn jeder weiss, dass die Gleichstellung zwischen Mann und Frau kaum woanders, wie in Finnland so fortgeschritten ist. Laura kam zurück. Das Stück endete damit, dass beide Zeitschriften lesend auf weitere Nachrichten über Mutters Gesundheit warteten.
Alles in allem ein schönes Stück. Sehr gute Schauspielerische Leistung und spannende Themen. Manchmal fehlte etwas Dynamik in der Handlung oder es flachte zu sehr ab bei langen Streitereien.

Gerne hätte ich mich danach mit jemandem in meiner Muttersprache ausgetauscht, bevor ich diesen Text hier auf Deutsch verfasste: Alleine ins Theater zu gehen, macht eben nur halb so viel Spass. Das war mir schon immer klar.

https://www.facebook.com/melkeinkuin

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„Haista Vittu“, Pertti Kurikan Nimipäivät

Der Film The Punk Syndrome (finnischer Titel: Kovasikajuttu) zeigt den Alltag der finnischen Punkband Pertti Kurikan Nimipäivät (deutsch P. K’s Namenstag). Die vier Mitglieder der Band haben Behinderungen und leben teils in betreuten Wohnheimen oder alleine. Der Dokumentarfilm reflektiert den Probenprozess der Band: die Probezeiten werden streng eingehalten. Untereinander kann es da auch mal zu Knatsch kommen, da die Bandmitglieder sehr viel Zeit miteinander verbringen. Die Songtexte schreiben sie meist selber, wobei auch Tagebucheinträge herhalten müssen. Die Regisseure Jukka Kärkkäinen und Jani-Petteri Passi ermöglichen mit dem Film einen privaten Einblick in das Leben, Denken und Fühlen der vier Bandmitglieder Sami, Pertti, Kari und Toni. Wie werden Kinder gemacht? und Warum müssen wir in Wohnheimen leben? sind Fragen, die die Bandmitglieder beschäftigen. Es wird geliebt, verlobt, geweint, gelacht, geraucht und vor allem viel geflucht. Echte Finnen eben. Der Film ist eine Dokumentation über eine Band wie jede andere, nur dass die Mitglieder mit etwas anderen Bedingungen leben. Als Zuschauer erwischt man sich vielleicht dabei, mitleidig „Ooh“ oder „Jöö“ zu gewissen Aktionen der Bandmitglieder zu sagen, doch bei aller Sympathie gegenüber den vier Herren, bin ich der Meinung, dass man sie nicht von anderen unterscheiden sollte und genau dies zu erreichen, versucht der Film. In dieser Manier agiert auch Kalle, der Betreuer und Manager der Band. Er zeigt uns, dass hinter dem Bandprojekt harte Arbeit steckt und animiert die Herren immer wieder von neuem sich aufzuraffen oder zu konzentrieren. Und was dabei raus kommt, kann meines Erachtens qualitativ durchaus mit aktuellen Chartstürmern mithalten, sofern man Punkmusik mag. Deshalb scheint es auch nicht abwegig die Band Pertti Kurikan Nimipäivät als Finnlands Vertretung an die Eurovision Songcontests zu schicken. Der Wettbewerb selber, mag ein andermal diskutiert sein, doch dass die Band weiterhin grossen Erfolg haben wird, steht heute schon fest!

Der Siegersong:

„Ich hasse die Welt“

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King Kongs Töchter

Zur Zeit zeigt das Theater Stans King Kongs Töchter von Theresia Walser. Regie führte Volker Hesse, der aus dem Freilichttheater bekannt ist. Zum Theaterabend: Drei Altenpflegerinnen, immer heiss auf Sex, führen das Altersheim, in dem elf Bewohner und Bewohnerinnen leben. Alle elf leiden an typischem Altersgebrechen wie: Zittern, Blasenschwäche, Vergesslichkeit, Müdigkeit und an vielem mehr. Die Alten werden teilweise wirklich von älteren Menschen gespielt. Alles beginnt mit dem 80. Geburtstag einer Bewohnerin, es artet aus. Die Pflegerinnen sind mit den Bewohnern und Bewohnerinnen meist total überfordert und flüchten sich in erotische Gedanken und in Wodka. Immer wieder erscheinen die Alten nicht in Begleitung der Pflegerinnen, wobei sie über Liebe, Sex, Familie, Gott und die Welt sprechen. Das Stück behandelt die verschiedenen Symptome des Älterwerdens, wobei schwarzer Humor eine grosse Rolle spielt. Das Thema eckt an. Alt werden, alt sein ist heute aktuell wie selten zuvor: Zu wenig Betten, Überalterung der Bevölkerung und zu wenig Pflegepersonal sind stets Diskussionsstoffe. Hesse spielt damit, reizt die Gemüter: Darf man das Alter so auf die Schippe nehmen, wie es die Inszenierung in Stans tut? Darf der Beruf der Pflegerin so in den Dreck gezogen werden? Die Inszenierung ist nicht jedermanns Sache. Eine gesunde Portion Humor ist jedenfalls von Nöten. Man sollte es nicht allzu ernst und persönlich nehmen, aber doch für wahr und als mögliches Abbild einer verdrehten, alternden Gesellschaft sehen.

http://www.theaterstans.ch/dynamic/page.asp?seiid=101