Die letzte Theaterkritik verfasst in Stockholm für teateristan.
http://teateristan.se/budskapet%20till%20maria-2.html
Rechnitz (Der Würgeengel) gesehen am 23. März im Schiffbau Zürich. Text: Elfriede Jelinek, Regie: Leonhard Koppelmann
Die Inszenierung beginnt im Foyer des Schiffbaus. Eine Schauspielerin spricht, schreit durch ein Megafon und verschwindet durch die Eingangstür nach draussen. Das Publikum soll ihr folgen. In der Tiefgarage stehen Fernseher, welche die Grabung von Gräbern in einem Film zeigen. Lautsprecher geben Reden auf Deutsch und Englisch wieder. Man geht weiter und wird in einen Aufzug gepfercht. Auf der inneren Laderampe des Schiffbaus sind 40 Sitzplätze montiert. Man ist dem Geschehen, auf der Bühne, welche von drei Seiten durch Zuschauende umrandet ist, sehr nahe. Man könnte beinahe die Spucke der Schauspielerin im Gesicht spüren. Sie kommt aus einer Holzkiste, bekleidet mit mehreren Jacken und Hosen, welche sie später fein säuberlich auf dem Boden verteilt. Ein Jelinek Stück – eine Unmenge an Text fliesst aus der Schauspielerin heraus. Nie langweilig, jede Silbe scheint auf eine andere Weise betont zu werden. Die Textmasse ermüdet nicht, ist angenehm. Allein das Thema lässt schwer schlucken: nackte Männer, die erschossen werden, zweiter Weltkrieg und ein brennendes Schloss.
http://www.schauspielhaus.ch/spielplan/stucke-a-z/255-rechnitz-br-der-wurgeengel
Gesehen: 6.3.16 im Schlachthaus Theater Bern
Parallele Zeiten/Azaman Al-Muazi von Al-Midan Theatre, Regie: Bashar Murkus
„Existiert ein würdevolles Leben in Gefangenschaft? Haben Gefangene ein Recht auf ein vollwertiges Leben? Dies Fragen thematisiert das palästinensische Al Midan Theater in Parallele Zeit, einem Stück über die Menschenwürde.“http://www.schlachthaus.ch/archiv/detail.php?id=1303
Berührend und beängstigend. Die Schauspieler entführen den Betrachter an einen ihm unbekannten Ort. Das innere einer israelischen Gefängniszelle, der Hofgang und die Besucherräume werden uns auf der immer gleichbleibenden Bühne gezeigt. Das Bühnenbild ändert sich nicht, sondern durch das Öffnen und Schliessen von Türen wurde der Anschein von langen Gängen und hochgezogenen Wänden erweckt.
Mit Schalk und Humor versuchen die Insassen ihre missliche Lage zu meistern. Die Inszenierung trägt viel Witz in sich, scheut aber vor ernsten Momenten nicht zurück. Eine Folterszene wird nur angedeutet. Mit der körperlichen Reaktion der Figur wird die Fantasie des Zuschauers angeregt.
Viele schöne Bilder sind in der Inszenierung zu sehen und die Schauspielerische Leistung überzeugt.
Weiteres:
http://www.derbund.ch/kultur/theater/ich-benoetige-kein-geld-um-zu-sprechen/story/29217514
Gesehen am 11.1.16 im Suomen Kansallisteatteri , Pieni näyttämo. (finnisches Nationaltheater, kleine Bühne). Regie: Milja Sarkola
Olipa kerran minä bedeutet so viel wie: es war einmal ich.
Im Stück erzählt die angebliche „Autorin“ des Stücks, wie und worüber sie es schrieb. Es handelt von Narzissmus.
Im hinteren Teil der Bühne sind Sitze aufgestellt, welche jenen des Zuschauersaals nachempfunden sind. Dort sitzen die Techniker und die Autorin und blicken die Zuschauer an, als ob sie Eintritt bezahlt hätten, um uns zu zuschauen.
Später wird im Stück diskutiert, was im zeitgenössischen Theater dem Zuschauer noch geboten werden kann und muss, schliesslich zahlt er Eintritt und möchte etwas sehen.
Hans-Thies Lehmann würde vom Einbruch des Realen im Postdramatischen Theater sprechen: eine Freundin der Autorin betritt die Bühne, weil sie sich treffen wollten. Sehr lustig und überzeugend spielt sie die Überraschte über die Anwesenheit des Publikums und „spielt“ dann halt mit. Beide sitzen links auf der Bühne und schauen Szenen zu, welche in beweglichen, wohnungsmässig eingerichteten Glaskasten spielen. Es sind zwei Paare, welche ihre Beziehungskrisen austragen, Schwangerschaften durchmachen und über vieles mehr streiten. Je ein Teil der Partnerschaft hat einen Knacks. Der eine ist unglaublich eifersüchtig, erwartete von seiner kranken, schwangeren Frau, dass sie im Krankenhaus für ihn Dessous trägt, weil sie schliesslich seine Frau sei und er jetzt Sex möchte. In der anderen Partnerschaft ist die Frau die mit einem Knacks, sie lässt ihren Freund nicht schlafen, legt ihm falsche Wörter in den Mund und ist sehr jähzornig.
Als Zuschauer entwickelt man eine starke Antipathie gegenüber diesen beiden Spinnern und hat zugleich Mitleid mit den beiden „normalen“ Partnern.
Die Techniker sind jeweils zu sehen, wenn sie die Kasten wieder zurück fahren oder Kabel verlegen.
Die Freundin und die Autorin diskutieren über den Inhalt dieser Szenen und über die eigenen Leben. Die Autorin wolle über Narzissmus ein Stück schreiben, habe aber selber zu wenig Erfahrungen damit etc. Es ist wie eine Probesituation des Stücks.
Im zweiten Akt ist das Bühnenbild einem Fernsehstudio nachempfunden. Es werden Interviews mit bekannten skandinavischen Figuren geführt. Leider taucht auch Breivik am Ende auf, was ich etwas zu viel des Guten fand. Er beschuldigt die Autorin dessen, selber ein zu langweilige Leben zu haben und sie schreibe deshalb Szenen narzisstischer Persönlichkeiten. Zwei Techniker filmen diese Gespräche und die Aufnahmen sind immer gleichzeitig auf Bildschirmen zu sehen.
Letztendlich hat die Autorin alle erschossen und steht alleine da.
Die kleine Bühne des finnischen Nationaltheaters ist nicht gerade schön aber funktional. Ich hatte sehr Freude daran, einmal ein zeitgenössisches finnisches Stück zu sehen, denn sonst kenne ich nur die Freilichtstücke im Sommer, alle handeln sie immer vom Krieg.
http://www.kansallisteatteri.fi/esitykset/olipa-kerran-mina/
Gesehen am 9.1.16 im Theater NO99 in Tallinn.
Ein Clown liegt auf einem Sterbebett, er wartet auf das Ende, doch es kommt nicht. Die Bühnenfläche ist rund. Er erhebt sich und geht umher mit einem Kerzenständer, diesen stellt er in die Mitte der Bühne. Ein Mönch und fünf weitere Clowns betreten die Bühne mit etlichen Gegenständen. Als ob sie den Theaterfundus geräumt hätten. Vieles tragen sie in den Händen oder schieben es in einem der zwei Einkaufswagen hin und her. Alle setzen sich gleichzeitig in Bewegung und gehen auf der Bühne im Kreis, nahe am Rand. Einer der Clowns zieht den sterbenden Clown hinter sich auf einer Decke. Dieser Marsch dauert sehr lange, nach ca. 20 Minuten unterbricht der sterbende Clown seine Untertanen. „Nicht genug, nicht genug“, schreit er. Seine Untertanen begreifen nicht, sind erschöpft, wissen sich nicht zu helfen. Die Bühne beginnt zu drehen, alle richten sich irgendwie auf der Bühne häuslich ein mit ihren Gegenständen. Lange passiert in diesem Stück nicht viel. Dramaturgisch sehr einfach aufgebaut: Gegenstände ohne sichtlichen Nutzen werden von Ort zu Ort getragen, verlegt etc. Die Figuren sprechen nicht und beschäftigen sich lange mit einer Aufgabe, dem Verlegen ihrer Gegenstände.
Es scheint, als versuchten die Clowns und der Mönch auf diese Weise ihrem Oberclown, dem Sterbenden gerecht zu werden. Ein Kreuz wird errichtet.
Später zeigt sich, dass jede Figur ihre Eigenheit hat. Der eine jammert beispielsweise immer und geht gebückt und die eine geht steif wie eine Puppe und hat Spangen in den Mundwinkeln, was ihr das Schliessen des Mundes unmöglich macht. Die Geschlechter spielen vorerst keine Rolle. Bei einer Figur war zu Beginn nicht klar, ob es sich um einen männlichen oder weiblichen Darsteller handelt.
Der Oberclown hat Macht über seine untertänigen Clowns, weil er deren Hoden in Form von farbigen Bällen besitzt. Dem jammernden Clown gibt er sie zurück. Handlungen setzen ein. Viel des Gespielten ist zweideutig und sexistisch, was mich oft zum lachen brachte. Die Hoden werden dem Jammerer mit starkem Klebeband um das Gesäss gebunden.
Eine Figur kann Gegenstände gebären oder auskaken, jeder möchte davon etwas abbekommen. Es geht um Gier und Besitz. Schon vorher wurden zwei Figuren mit diesen Themen konfrontiert: Ich würde sie als Adam und Eva Szene deuten. Sie versuchten an einen Apfel zu kommen, um ihn nur anzubeissen.
Immer wieder stirbt eine Figur. Weil die Wehen zu stark sind, die Gedärme raushängen oder die Axt sie zerhackt hat. Sie stehen aber immer wieder auf.
Am Ende scheint alles vollbracht. Es beginnt zu regnen. In einem Kreis, ca. 1 m vom Bühnenrand entfernt, fällt Wasser. Wie eine Grenze zwischen Innen und Aussen, eine Wand aus Wasser. Die Figuren befinden sich entweder drinnen im Trockenen oder draussen im Nassen.
Der Mönch kniet vor dem Kreuz, es hört auf zu regnen. Alle anderen Figuren stehen im hinteren Teil der Bühne, welche nicht mehr dreht. Der Oberclown bittet den Mönch zu sich und vergewaltigt ihn mit Karotten. Eine brutale Szene.
Dann lädt der Sterbende alle zu einem Festessen ein. Es gibt Apfel. Der Oberclown sitzt in der Mitte und schneidet seinen Apfel gekonnt in Stücke. Der gebärende Clown mag wohl keinen Apfel und steckt sich diesen unter die Skimaske, so als ob er es aufgegessen hätte. Daraufhin geben ihm alle anderen ihre restlichen Apfelstücke, weil sie denken, er hätte noch hunger. Letztendlich ist die Skimaske voll mit Apfelstücken, was ziemlich ulkig aussieht.
Der Oberclown ist nun bereit zu sterben. Er wird auf den Tisch geschraubt. Mit Seilen wird er an allen vier Gliedern gezogen. In diesem Stück geht es sehr stark auch um Körperlichkeit und um die Folter des Körpers. Der Gebärende sägt den Oberclown in der Mitte durch, heraus kommen rote Plüschbällchen, die Gedärme. Über der Bühne hängt seit Beginn ein kleines, umgekehrtes Zirkuszelt, dieses öffnet sich nun und tausende goldene Kugeln fallen auf den Sterbenden. Er erhebt sich und badet gemeinsam mit dem Gebärenden im Reichtum.
Ein einfaches Stück. Nichts Überraschendes aber eine starke schauspielerische Leistung. Schön anzuschauen, nicht langweilig und auch für nichtestnisch Sprechende gut verständlich, da kaum gesprochen wurde, die Bilder erzählten genug. Ein Stückchen estnischen, zeitgenössischen Theaters.
http://no99.ee/productions/no42-production-by-ene-liis-semper
Bernstein von Liao Yimei, Regie: Meng Jinghui, Gastspiel der Beijing Young Dramatists Association im Rahmen der internationalen Gastspielreihe „Civil Twilight“, gesehen am 18.11.15, im Schauspielhaus Zürich.
Obwohl ich dem Chinesischen nicht mächtig bin, konnte ich dank den Übersetzungen, die auf Bildschirmen zu sehen waren, der Handlung gut folgen. Ein junger Mann, hält sich für den Besten, kann jedes Mädchen haben verliebt sich dann doch in ein Unscheinbares, welches ihn regelmässig während seines Spitalaufenthalts besucht.
Die Inszenierung war geprägt durch Lichteffekte, stilisierte Bühnenbilder, Tänze und andere Choreos. Für das westliche Auge war es spannend einen Einblick in die asiatische Körperlichkeit und Spielweise zu erhalten.
http://www.schauspielhaus.ch/spielplan/stucke-a-z/619-bernstein
Eine Sommernacht von David Greig und Gordon Mcintyre inszeniert von Patricia Benecke, gesehen am 17.11 in der Vidmar 2, Konzert Theater Bern.
Ein überzeugender Schauspieler und eine überzeugende Schauspielerin verkörpern die beiden Hauptfiguren, die 30 Jahre alt sind und durch das Leben stolpern. Sie berichten über ihr erstes Treffen, den One Night Stand, der keiner bleibt, Geburtstagsfeiern, Hochzeiten und die gemeinsame Zukunft, vielleicht. Als Zuschauer hat man Empathie für die Geschichten der beiden. Etwas Furcht vor den Dreissigern kam in mir aber doch auf. Was wird noch kommen? War es das schon? Kinder, Ehe, Job? Geht Party noch etc.? Fragen, die sich die zwei Protagonisten auch stellen, während sie torkelnd in die im Bühnenbild integrierten Wasserpfützen treten und fallen.
Für eine Theaterwissenschaftsstudentin ist es ein Muss mindestens eine Hamletinszenierung gesehen zu haben. Meine Erste sah ich am 30.10 im Stadttheater Langenthal. Die Truppe Neues Globe Theater aus Potsdam zeigte ihre Interpretation des Hamletstoffs von Shakespeare.
Bemerkenswert ist, dass in dieser Hamletinszenierung nur Männer spielen, das heisst Ophelia und die Königin werden von Männern dargestellt. Dies mag fürs Erste etwas verstören und lächerlich wirken, doch man gewöhnt sich schnell daran. Zudem überzeugen die Schauspieler sehr in den weiblichen Rollen. Eine weitere historische Umsetzung, welche die Aufführungssituation dem früheren Globe Theatre nahe bringen sollte, ist das Anlassen des Saallichts im Theater. Man kann jede Reaktion der Zuschauenden mitverfolgen und die Schauspieler haben eine ganz andere Präsenz, als wenn sie die Zuschauenden nicht sehen würden.
Hamlet wurde in dieser Inszenierung als frecher, etwas gruftihafter, kiffender Mann dargestellt. Auf der einen Seite anziehend und interessant und auf der anderen eher unsympathisch und kindlich. Diese Charaktermischung der Figur hatte ich nicht erwartet, doch sie passte gut in das Gesamtbild der restlichen Figuren. Übertriebene Spielweise und klassische Fechtszenen wechselten sich ab.
Absolut empfehlenswert für alle Shakespeare Fans und solche die es werden würden nach dem Besuch einer Aufführung der Neues Globe Theater Truppe.
http://www.neuesglobetheater.de
Am 27.10 besuchte ich im Pfauen in Zürich Stephan Kimmings Inszenierung Die Jungfrau von Orleans von Friedrich Schiller. Die Inszenierung begann mit einer Videoaufnahme von Johanna, der Hauptfigur, welche auf weisse, runter hängende Stoffe projiziert wurde. Dann wurde Johanna live gefilmt, was auch wiederum auf die Stoffe projiziert wurde. Dieses Mittel erinnert stark an die Faust Inszenierung vergangener Saison am Konzert Theater Bern. Auch dort wurde live auf der Bühne direkt das Gesicht der Schauspieler und Schauspielerinnen gefilmt. So entstand eine leicht verschobene Parallelwelt zur Echtzeit des Geschehens. Dieses Mittel schien mir bei Die Jungfrau von Orleans nicht sehr geschickt gewählt, denn es wirkte wie ein rasch entschiedener Versuch in die sonst eher lahme Inszenierung Dynamik zu bringen. Die Videosequenzen stellten aber neben den szenischen Teilen, die ohne Kamera liefen, eine agil wirkende Kontinuität dar und wurden konsequent als Mittel bis zum Schluss eingesetzt, was wiederum für die Wahl des Filmens spricht. Gerade die Szenen, welche auf dem Schlachtfeld spielen, konnten durch verwackelte Videosequenzen gut dargestellt werden.
Starr, regungslos und unnahbar sind die Figuren, die ihren Text herunterleiern. Johanna überzeugte wenig. Sie wirkte mehr, wie ein armes, schmutziges Waisenkind, als wie eine Heldin. Wahrscheinlich leidet das Spiel am bedeutungsschwangeren Text, der mit einem aktuelle Themen aufgreifenden Text von Peter Stamm ergänzt wurde. Ein nicht zu schlecht gelungener Versuch das Zeitgeschehen in den Stoff um Jean D’Arc einzuweben.
Das Bühnenbild spiegelt mit seinen wallenden, weissen Stoffen, in verschiedene Linien gehängt, eine Parallelwelt wieder, welche bereits in den Filmsequenzen zu spüren sein könnte. Wo liegt diese Parallelwelt, was will sie dem Zuschauer zeigen? Die Antworten auf diese Fragen habe ich nicht. Ich verliess die Aufführung mit gemischten Gefühlen. Es bereitete mir Mühe der ruhigen Schauspielweise zuzusehen, ständig wartete ich auf einen Knall, auf etwas, was heraussticht, doch es kam nicht.
Milchbüechlirächnig von Strohmann-Kauz
Regie: Günther Baldauf, Textmitarbeit: Rolf Strub
Gesehen: Premiere 23.10.2015, im Theaterstudio Olten
Das letzte Mal als ich in einer Theateraufführung derart lachen musste, war in Herbert Fritschs Die Physiker – unglaublich humorvoll, skurril und komisch. Die Aufführung von Strohmann-Kauz mit den beiden sympathischen Figuren Ruedi und Heinz konkurrenzieren Die Physiker in jener Hinsicht eindeutig. Ein Lachflash folgte dem anderen. Beinahe jeder Satz enthielt einen Witz, eine Zweideutigkeit oder einen Verweis auf Aktuelles.
Gerade mit der Sprache und dem Wort experimentieren die beiden Schauspieler Matthias Kunz und Rhaban Straumann locker und fantasievoll. Wörter werden absichtlich vertauscht und geben so Sätzen ganz andere Bedeutungen. Versprecher sind gezielt gesetzt. Die Sprache an sich kommt aus einer älteren Generation, „du himutrurige Galöri“, vermag aber auch junges Publikum mitzureissen.
Zum herausragenden Sprachgebrauch kommt eine Körperlichkeit hinzu, welche das hohe Alter der beiden Figuren verdeutlicht. Lange und ausgedehnt geht der Prozess des Ankleidens vor sich, wobei sich die beiden alten Männer gegenseitig helfen. Bei jedem Telefonklingeln versetzt es ihnen einen halben Herzinfarkt.
Sie besitzen nicht mehr viel. Ruedi geht auf Raubzüge im Altersheim und Heinz versteckt sein rotes Mäppchen mit wichtigem persönlichen Inhalt im Kühlschrank. Beide haben ihre Eigenarten und verschaukeln den anderen gerne, sind aber abhängig voneinander und möchten das Zusammenleben nicht missen. Das Ableben beider, Regelungen der Bestattung und die Gesundheits -sowie Sterbenskosten werden während der Aufführung verhandelt und angesprochen. Schliesslich, nachdem Heinz seine Bestattung regeln wollte, der Bestatter aber die beiden verwechselte und mit Reudi sprach, fassen die beiden einen Entschluss gemeinsam beerdigt zu werden. Doch bevor es so weit sein soll, verbringen sie einen aufregenden Tag mit Helikoptern, Mofas und Booten, pantomimisch und spielerisch überzeugend umgesetzt. Gemeinsam gehen sie zu Bett und blasen die Kerze aus.
Dem Publikum bleibt der Gedanke an die Anfangsworte der Aufführung: „Ah das si äuä die vodr Wartelischde!“
Homepage Strohmann-Kauz:
http://www.strohmann-kauz.ch/index.cfm?tem=1&spr=0&hpn=2&sbn=1