Am Samstagabend sah ich im Langenthaler Stadttheater ein Gastspiel des Theaterensembles Theater Thearte. Sie zeigten ihre Adaption des Stücks Gott des Gemetzels der französischen Autorin Yasmina Reza. Die Autorin ist bekannt für das Stück Kunst, welches unter anderem mein Lieblingstheaterstück ist und für eben besagtes Stück Gott des Gemetzels, welches auch schon von Roman Polanski verfilmt wurde. Theater Thearte zeigt die Inszenierung noch am 27. und 28. März im Théatre de Poche in Biel.
Man merkte als Zuschauer, dass die Bühne des Langenthaler Stadttheaters eine neue Herausforderung und Bedingung für die vier Schauspieler und Schauspielerinnen darstellte. Sie meisterten jedoch den Abend alles in allem gut. Manchmal, wenn die Schauspieler und Schauspielerinnen mit dem Rücken zum Publikum standen, was öfter bewusst vorkam, verstand man sie akustisch nicht sehr gut. Allgemein hätte die Lautstärke der Stimmen etwas höher sein dürfen. Hinzukam, dass alles in Schweizerdialekt gesprochen wurde. Es minderte die Qualität der Aufführung, da vieles, wie es gesagt wurde, im alltäglichen Dialekt nicht so gesagt wird. Leider wirkte es dann zum Teil unnatürlich und eingeübt. Gut fand ich, dass die Alter der Rollen auch ungefähr jenen der Schauspieler und Schauspielerinnen entsprachen.
Das Stück handelt davon, dass ein Schuljunge, einem Anderen mit einem Stock Zähne ausschlägt. Die Eltern treffen sich dann bei jenen des Opfers zu Hause und diskutieren die Sachlage. Doch es bleibt nicht dabei. Es entsteht ein riesiges Chaos. Themen wie Erziehung, Verantwortung, Arbeit, Schuld, Ehe und viele weitere werden in diesem Stück behandelt. Streitereien, Erbrechen, Agressionen, Alkohol und Telefonate bringen eine Struktur in das Geschehen. Das Ganze erzeugt eine besondere Nähe zum Publikum, da die Handlungen in Echtzeit passieren. Als Zuschauer wird man in die Rolle des Voyeurs gezwängt, der einen intimen Einblick in die Abgründe des menschlichen Daseins erhält. Das Stück ist sehr textlastig und manchmal schienen die Handlungen der Figuren etwas unnatürlich, unpassend und krampfhaft. Man versuchte diesen Mikrokosmos eines Wohnzimmers mit Aktivitäten auszugestalten, doch es hätte noch viel mehr Potential in sich getragen.
Empfehlenswert für Menschen in Midlifecrisis‘, Menschen die Kinder zu erziehen versuchen, Menschen die anderen beim Versagen gerne zusehen und für alle jene Menschen, die ein Stückchen echten Lebens auf der Bühne gerne sehen möchten.