Seine handsignierten, persönlich geschenkten Bilder hingen bei meinen Grosseltern seit ich denken kann an den Wänden. Lange noch im 12 Zimmer-Haus, unten im Wohn -und Essbereich über alten Canapés auf denen ich mich als kleines Mädchen in schicken Kleidern gerne tollte. Ich verstand schon früh die Bedeutung Ernis Werke für meine Grosseltern. Die feinen Linien der Pferde, der Akte und der Tauben prägten sich in meinem Gedächtnis bis heute ein. Nachdem mein Grossvater das Haus verliess, kamen die Ernis natürlich mit in die neue Wohnung. Stets passten sie wie angegossen zu den Möbeln, zu den Gästen und zu den Launen.
Ernis Werk zeichnet sich aus durch Kontrolle, klar gesetzte Striche, etwas Verspieltheit und durch die immer gleichbleibende Farbpalette. Er hatte früh seinen Stil gefunden und blieb dem auch treu. In seinen Figuren zeichnet sich das Leben in allen Facetten ab – Dynamik und Kraft ausstrahlend. So erstaunt es mich auch nicht, das eine Taube Ernis den Grabstein meiner Großmutter schmückt. Stets habe ich sie mit diesen Kunstwerken verbunden und ihre Eleganz darin wiedererkannt.
Solange Erni lebte, klamm in mir ein Hoffnungsschimmer, dass ich nie die Zeit mit meinen Grosseltern vergessen würde. Man sprach immer wieder über Erni und die Freundschaft, die sie zu ihm pflegten. Nun nehme ich auch von ihm Abschied. Die Schweiz hat einen grossartigen Künstler weniger. Seine Bilder verblassen mit der Zeit, wie auch die Erinnerungen an mein Mädchendasein unter seinen Bildern auf dem Canapé bei meinen Grosseltern. Doch solange die Taube auf dem Grabstein noch nicht von Ranken umschlungen und erstickt wurde, wird das Werk Ernis und meine Verbundenheit ihm gegenüber bestehen.