Milchbüechlirächnig von Strohmann-Kauz
Regie: Günther Baldauf, Textmitarbeit: Rolf Strub
Gesehen: Premiere 23.10.2015, im Theaterstudio Olten
Das letzte Mal als ich in einer Theateraufführung derart lachen musste, war in Herbert Fritschs Die Physiker – unglaublich humorvoll, skurril und komisch. Die Aufführung von Strohmann-Kauz mit den beiden sympathischen Figuren Ruedi und Heinz konkurrenzieren Die Physiker in jener Hinsicht eindeutig. Ein Lachflash folgte dem anderen. Beinahe jeder Satz enthielt einen Witz, eine Zweideutigkeit oder einen Verweis auf Aktuelles.
Gerade mit der Sprache und dem Wort experimentieren die beiden Schauspieler Matthias Kunz und Rhaban Straumann locker und fantasievoll. Wörter werden absichtlich vertauscht und geben so Sätzen ganz andere Bedeutungen. Versprecher sind gezielt gesetzt. Die Sprache an sich kommt aus einer älteren Generation, „du himutrurige Galöri“, vermag aber auch junges Publikum mitzureissen.
Zum herausragenden Sprachgebrauch kommt eine Körperlichkeit hinzu, welche das hohe Alter der beiden Figuren verdeutlicht. Lange und ausgedehnt geht der Prozess des Ankleidens vor sich, wobei sich die beiden alten Männer gegenseitig helfen. Bei jedem Telefonklingeln versetzt es ihnen einen halben Herzinfarkt.
Sie besitzen nicht mehr viel. Ruedi geht auf Raubzüge im Altersheim und Heinz versteckt sein rotes Mäppchen mit wichtigem persönlichen Inhalt im Kühlschrank. Beide haben ihre Eigenarten und verschaukeln den anderen gerne, sind aber abhängig voneinander und möchten das Zusammenleben nicht missen. Das Ableben beider, Regelungen der Bestattung und die Gesundheits -sowie Sterbenskosten werden während der Aufführung verhandelt und angesprochen. Schliesslich, nachdem Heinz seine Bestattung regeln wollte, der Bestatter aber die beiden verwechselte und mit Reudi sprach, fassen die beiden einen Entschluss gemeinsam beerdigt zu werden. Doch bevor es so weit sein soll, verbringen sie einen aufregenden Tag mit Helikoptern, Mofas und Booten, pantomimisch und spielerisch überzeugend umgesetzt. Gemeinsam gehen sie zu Bett und blasen die Kerze aus.
Dem Publikum bleibt der Gedanke an die Anfangsworte der Aufführung: „Ah das si äuä die vodr Wartelischde!“
Homepage Strohmann-Kauz:
http://www.strohmann-kauz.ch/index.cfm?tem=1&spr=0&hpn=2&sbn=1