2,5 Wochen machte ich mit einer Freundin einen Roadtrip an der Westküste USAs. Von Santa Barbara fuhren wir mit unserem Mietwagen in Richtung Norden. Auf dem Weg nach San Francisco machten wir eine Zwischenübernachtung in Monterey und besuchten am nächste Tag noch auf dem Highway #1 den Big Sur.
In San Francisco blieben wir drei Nächte und feierten dort den Jahreswechsel 14/15. Man kann versuchen die Altersgrenze 21 zu umgehen. Ohne Schwierigkeiten erhielt meine Freundin Cocktails serviert, aber immer mit einer Spannung verbunden, welche uns manche lustige Momente bescherte. Ach und wer denkt, in Kalifornien sei es immer warm und sonnig, der liegt falsch. Besonders an der Küste weht meist ein eisiger Wind, der die Temperaturen schnell fallen lässt.
SF ist nicht billig und vieles ist auf Touristen ausgerichtet, wie beispielsweise der Pier 39, die Cable Cars (SF Trams) und die Crooked Road (angeblich steilste Strasse der Welt). Die Golden Gate Bridge hält allerdings, was versprochen wird: Imposant und kräftig steht sie da. Je nach Wetter und Luftverschmutzung ist sie kaum zu sehen, doch es lohnt sich, sich der Brücke mehrmals während des SF Aufenthalts von verschiedenen Seiten und zu verschiedenen Zeiten zu nähern.
Leider beherbergt SF sehr viele Obdachlose. Dies mag die Urlaubsstimmung etwas betrüben. Es sollte drin liegen, sich etwas Zeit zu nehmen und mit einem von ihnen ein spannendes Gespräch zu führen.
SF hat viele tolle Quartiere, Aussichtspunkte und gewundene, steile Strassen. Es ist zu Fuss machbar, doch will man auch entlegenere Orte besuchen, wie die Twin Peaks, sollte man auf das Auto zurückgreifen.
Die Amerikaner fahren übrigens sehr respektvoll und vorsichtig. Trotz sechsspuriger Autobahnen, achtet jeder auf jeden. Man wird beispielsweise reingelassen, wenn man in der falschen Spur steht. Auch das Benzin ist meist billiger als in Europa. Es empfiehlt sich allerdings, nicht in absoluter Nähe irgendwelcher Sehenswürdigkeiten zu tanken, denn dort sind die Preise meist doppelt so hoch als andernorts.
Nach SF fuhren wir weiter zum Yosemite Nationalpark. Für Schweizer mag dieser Park nicht so beeindruckend sein, denn Berge und spiegelnde Seen sind für uns Alltag, doch um eine Nachmittagswanderung zu unternehmen lohnt es sich allemal diesen Park zu besuchen.
Vom Yosemite NP fuhren wir in Richtung Death Valley. Bevor wir diesen NP erkundeten, machten wir eine Zwischenübernachtung. Zum Abendessen begaben wir uns ins Denny’s: ein klassisches, amerikanisches Diner, was jede USA Reisende mal besucht haben sollte.
Das Death Valley ist riesig, anders kann man es gar nicht umschreiben. Bevor man überhaupt zu einem Infogebäude oder ähnlichem gelangt, fährt man lange durch vertrocknete, sandige Landschaften. Selbst im Januar brennt die Sonne gnadenlos von oben herab. Es empfiehlt sich vor dem Park vollzutanken und genügend Getränke mit sich zu führen. Im DV gibt es etwa drei verschiedene landschaftliche Merkmale: Sanddünen, ausgetrocknete Salzseen und Sandsteinhügel. Alles scheint unendlich zu sein. Auch im DV lohnt es sich eine längere Wanderung durch die trockene Hügellandschaft zu machen, um das Tal abseits von der Strasse zu erfahren und zu sehen. Doch nach einem Tag hat man es gesehen, die Dürre, Stille, Hitze und Einsamkeit kann einem auf die Stimmung schlagen und man sehnt sich nach saftigem Grün, lauen Lüftchen und Lebendigem.
Was in Vegas geschieht, bleibt in Vegas und ja, es ist so, wie man es sich vorstellt – grelle Lichter, schrille Strassenkünstler, monumentale Architekturen und viele Leute. Drei Tage genügen, um am Las Vegas Strip in den Hotelkomplexen, Shoppingmalls und Casinos umher zu streunen. Auch hier gilt die Altersgrenze ab 21, um beispielsweise im Casino spielen zu können. Doch Geld verprasst man ohnehin schon genug. Um sich die Zeit zu vertreiben, wird geshoppt oder man besucht einige der abwechslungsreichen, aber teuren Attraktionen, wie das grösste Riesenrad der Welt, The Linq. In LV assen wir in der typischen Restaurantkette iHop zu Frühstück. Hier erhält man alles was der Magen begehrt und man muss von Glück reden, wenn man nicht anstehen muss, um einen Platz zu ergattern. LV ist wirklich eine Welt für sich, es werden immer wieder neue, absurde Hotelkomplexe und Sehenswürdigkeiten gebaut. Man sollte sich allerdings von der Farbigkeit, Helligkeit und Lebensfreude in dieser Stadt nicht verblenden lassen und sich stets dem enormen Strom und Wassergebrauch bewusst sein. LV steht in Mitten einer Wüste, rundherum ist nichts!
Daher verliess ich diesen Ort nicht allzu schweren Herzens und wir begaben uns zum nächsten Nationalpark: Valley of Fire. Ein kurzer Marsch zur berühmten Fire Wave gehörte auch bei uns dazu. Der Park ist geradezu leer im Vergleich zu LV. Pure, unberührte Natur findet sich hier.
Am selben Tag fuhren wir weiter in den Zion National Park. Es stellte sich heraus, dass dies mein Lieblingspark werden sollte. Wohin man blickt, erkennt man verschiedene Grün- und Blautöne. Besonders in der Abenddämmerung wirken die Farben ganz besonders märchenhaft und mystisch. Da, wie gerade erwähnt, bereits später Nachmittag war als wir im Zion ankamen, mussten wir uns mit der geplanten Wanderung etwas beeilen. Doch ein rasches Tempo eignet sich sowieso gut bei kühlen Temperaturen.
Am nächsten Tag stand der Bryce Canyon auf dem Programm. Diese Landschaft sollte man ausgiebig geniessen und sich genügend Zeit lassen. Unsere Wanderung dauerte vier Stunden, durch Schnee und Matsch. Ein tolles, schweisstreibendes Erlebnis. Mit einer kleinen Wanderkarte bewältigten wir den Weg, von dem man wegen des Schnees rasch abkommen könnte. Auch hier begegneten wir wenigen Leuten und fühlten uns manchmal etwas einsam und unsicher. Ginge man in diesen riesigen Nationalparks verloren, bestünde wahrscheinlich nur eine geringe Chance wiedergefunden zu werden.
Der letzte Park, den wir besuchten ist wohl der berühmteste im Westen Nordamerikas, der Grand Canyon. Doch leider war das Wetter sehr schlecht und wir sahen kaum in die Schluchten hinunter und konnten diese bloss leicht erahnen. Man sollte sich daher mindestens zwei Tage reservieren und am Grand Canyon verweilen, um so doch noch einen Blick ins Tal zu erhaschen.
Um nach Los Angeles zu gelangen fuhren wir einen Teil auf der historischen Route 66. Wenig Verkehr und wenig Sehenswertes, bis auf Hackberry. Dies ist eine alte Tankstelle voller Oldtimer und nostalgischen Gegenständen. Ein gefundenes Fressen für Fans des alten Westens. Nachdem wir die Route 66 verlassen hatten, besuchten wir in der Nähe unseres Hotels das Caligo Ghosttown. Überteuert und leider nicht wirklich sehenswert. Verbissen wurde der Versuch unternommen alles authentisch wirken zu lassen. Die meisten Gebäude sind mit Souvenirschrott gefüllt. Wer ein Ghosttown sehen möchte, sollte während des Roadtrips die Mühe auf sich nehmen beim Vorbeifahren eines echten, frei zugänglichen Ghosttowns umzukehren und diesem Ort die Aufmerksamkeit schenken.
Los Angeles machte das Ganze aber wieder wett. Venice Beach ist farbig, hippig und bekifft. Ich kann mir gut vorstellen, dass in den Sommermonaten hier echtes Calileben genossen werden kann. Aber auch im Winter kreuzen Skater den Weg und Strassenmusikanten versuchen ihr Glück.
Ein Muss in LA ist natürlich die Besichtigung des Hollywood Signs. Leider war die Zufahrt zu jenem Zeitpunkt gesperrt und wir konnten nicht all zu nahe heran fahren. Doch ein erhabenes Gefühl überkommt einen auch, wenn man den Schriftzug von weitem in echt zu sehen bekommt und so Schlüsse zu all den Filmen ziehen kann, in dem er zu sehen ist.
Weiter steht in LA das Ablaufen des Walk of Fame auf dem Programm. Wie ein pubertierender Teenie fühlt man sich, wenn man mit den Handabdrücken und Sternen von Johnny Depp oder den Stars aus Harry Potter Fotos schiesst.
Als Abschluss unseres Roadtrips verbrachten wir einen Tag im Universal Studios. Amerikanische Klischees werden hier bestätigt und für Spass ist garantiert.
Ein Roadtrip an der Westküste Amerikas zu machen ist ein tolles Erlebnis, garantiert für jedermann. Man kann sich den Plan selber zusammenstellen und in den Städten und Nationalparks unternehmen was einem am meisten zusagt. Die Wintermonate sind sicherlich gut geeignet, da zu dieser Zeit weniger Touristen unterwegs sind. Doch man sollte darauf Acht geben verschiedene Kleider dabei zu haben. Die Temperaturen schwanken zwischen 25° und minus Graden. Zudem sollte man sich für die einzelnen Orte genügend Zeit lassen.
Und ich muss sagen, der Roadtrip hat ganz klar mein Bild über die USA und dessen Bewohner zum positiven gewendet.

























