Im Sommer 2014 begaben wir uns auf einen Roadtrip in Finnland.

Wir starteten mit drei Nächten in Helsinki. Dort wohnten wir im hippen Quartier Kallio in einer Airbnb Wohnung. Helsinki, allgemein Finnland, ist im Sommer toll.
Während es in der Schweiz nur regnete, lagen wir bei 30° am städtischen Strand.
Helsinki bietet kulturell sehr viel: viele Bars, geschäftiger Markt am Hafen, Suomenlinna (mit der Fähre geht’s rüber auf die Insel wo das Schloss Finnlands steht. Toller Ort zum picknicken, verweilen und etwas aus dem Stadttrubel herauszukommen), Design, Galerien, Essen, Alkohol und vieles mehr. Zu beachten ist aber, dass Finnland und gerade Helsinki keine Billigreiseziele sind. In gewissen Parks mit Cafés kann man schon mal 8€ pro Bier zahlen.
Wir fuhren weiter nach Turku (åbo), um Freundinnen zu besuchen. Mittwochs ist in Finnland Pikku Lauantai, also kleiner Samstag. Man geht raus etwas trinken, tanzen und Donnerstags verkatert zur Arbeit.

So auch in Turku. Dort sitzt es sich besonders gemütlich auf dem Fluss in einer Schiffsbar und trinkt Lonkero, das typische, alkoholische Mischgetränk. Der Fluss ist in Turku der zentrale Ort für Geschehnisse. Viele Leute spazieren bei schönem Wetter daran entlang und füllen die Cafés. Auch immer praktisch sind sogenannte Ale-Bars. In diesen Baren erhält man Bier für 2-3€.

Von Turku weiter nach Rauma: Ein wunderschönes, nostalgisches Städtchen, dessen historische Kulisse von alten, getäfelten Holzhäusern in allen Farben gesäumt ist. Auf jeden Fall sehenswert, aber nicht länger als für einen Tag.

Am selben Tag fuhren wir weiter nach Pori. Dort beeindruckt, wenn man etwas weiter Richtung Küste fährt, die Aussicht auf Meer. Den Sonnenuntergang kann man sich nirgends schöner vorstellen. Wobei zu beachten ist, dass die Sonne im Sommer nie ganz untergeht.

Weiter nach Kristiinankaupunki, um die schöne alte Ulrika-Eleonore-Kirche aus Holz zu besichtigen. Man sieht richtig wie das Holz lebt, verbogen, krumm und es riecht danach. Nach diesem kurzen Abstecher fuhren wir weiter nach Seinäjoki.
Bevor wir in der Stadt ankamen, assen wir irgendwo auf dem Weg unser Mittagessen, so wie wir es immer taten. Wir kauften in Kristiinankaupunki finnisches, dunkles Brot, Pilzsalat, Streichkäse und Früchte. All das lässt sich besonders gut auf einem Rastplatz, der von Bäumen gesäumt ist, geniessen. Solche Rastplätze gibt es wie Sand am Meer. Meist ist man alleine und kann in Ruhe eine Pause machen und oft auf ruhige Seen hinaus blicken.
In Seinäjoki schlenderten wir etwas herum und tranken Kaffee, wobei wir versuchten einen Übernachtungsplatz zu finden. Alles zu teuer oder ausgebucht. Entnervt und schlecht gelaunt fanden wir dann doch ein schönes Hotel in Ylihärmä, nicht allzu weit weg von Seinäjoki, abgelegen, irgendwo im Wald. In Finnland sind die meisten Unterkünfte mit einer Sauna und einem Grill ausgestattet. Das sollte man jeweils auch nutzen und nach langen Autofahren einfach mal abschalten.

Am nächsten Tag fuhren wir über Kyyjärvi weiter in Richtung Panka, wo unser nächster Übernachtungsplatz auf uns wartete. Dieses Hotel, von Russen betrieben, bot einen Bootsverleih, den wir schliesslich auch nutzten. In Finnland und nicht selber auf einem Boot gewesen zu sein, geht nicht.

Unser nächstes Ziel hiess Kuopio, Kareliens Hauptstadt. Eine, für finnische Verhältnisse, grössere Stadt. Von Panka dorthin dauerte es etwa 1,5 h. Deshalb hatten wir auch mal einen Tag, an dem wir wirklich nicht viel fahren und nur spazieren, Kaffee trinken und Sonstiges unternehmen konnten. Jede finnische Stadt, ja sogar das kleinste Dorf hat einen zentralen Marktplatz. Im Sommer trifft man sich dort und isst und trinkt an den Buden. Nicht jeder Marktplatz ist besonders oder einzigartig, aber der in Kuopio gehört zu den grössten in Finnland. Nach einer Stärkung besuchten wir das Viktor-Barsokewitsch-Fotografiezentrum, wo man neben aktuellen Ausstellungen auch Fotos des alten Kuopio bestaunen kann.

Am Passagierhafen von Kuopio kann man lange, ausgedehnte Spaziergänge unternehmen und sich dann in den Hafenrestaurants den Bauch vollschlagen.
Der für mich bedeutendste Ort steuerten wir nach Kuopio am nächsten Tag an. Möhkö, dort lebt meine Familie. Das ist finnisches Leben pur: Viel Landbesitz, niemand der dich stört, Nachbarn nicht in Sichtweite, rauschende Bäume, fliessender Fluss, Aussensauna, Innensaune, eigener Steg, eigenes Boot, Grillhäuschen, Schuppen, Hundezwinger, Duft von gutem Essen und vielem mehr.

Hier lässt es sich geniessen und entspannen, das kann aber nach einigen Tagen auch langweilig werden, wenn man sich Anderes, Aktiveres gewöhnt ist. In Möhkö finden sich jeden Sommer hunderte von einheimischen Touristen ein, um die berühmten Freilichttheater Aufführungen zu sehen.
Möhkö liegt 2 km von der russischen Grenze entfernt und ist die östlichste Ortschaft Finnlands. Dort finden sich die erhaltenen Schauplätze des bedeutenden finnischen Winterkriegs, der leider in der Kriegsgeschichte oft vergessen geht. Ilomantsi ist 27 km in Richtung Landesinnere die nächste grössere Ortschaft. Die nächste grosse Stadt und somit Hauptstadt Nordkareliens, ist Joensuu. Rund 50’000 Einwohner zählend, ist Joensuu ein kulturelles und wirtschaftlich wichtiges Zentrum. Schoppen, Kaffee trinken und verweilen gehören dort zu meinen Lieblingsbeschäftigungen.

Nach drei Nächten Familiendasein, trennten wir uns leider wieder und machten uns auf den Weg in Richtung Süden. Wir machten Halt in Kerimäki, wo die grösste Holzkirche der Welt steht.

Danach endlich an den Saimaa See, den grössten See Finnlands, einer von mehr als 60’000. Dort liegt beispielsweise Savonlinna, berühmt für die Burg Olavinlinna. Savonlinna lag in Schlachten immer in der Mitte, mal gehörte es zu Schweden, mal zu Finnland, mal zu Russland. Die Besichtigung der Burg kostet Eintritt, doch eine Führung ist, wenn man will, inbegriffen.

Am nächsten Tag fuhren wir nach Imatra wo sich die berühmten Vuoski-Wasserfälle befinden. Lappenranta liegt nicht weit davon entfernt. Diese Stadt ist von der Bedeutung her mit Joensuu vergleichbar. Ein schöner Ort. Mein Lieblingsplatz, wohin ich immer wieder gerne zurückkehre, ist das süsse, nostalgisch eingerichtete Café Kahvila Majurska oben im Festungsviertel.

Bevor wir am nächsten Tag wieder nach Helsinki fuhren, machten wir einen kurzen stopp in Kotka. Ein ruhiges Hafenstädtchen zum verweilen, doch man spürt schon Helsinkis Präsenz und zieht weiter. Nochmals eine Nacht in Finnlands Hauptstadt, dann weiter nach Riga, Lettlands Hauptstadt.