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Politische Arbeit

Warum ein Ja für die Tierversuchsverbotsinitiative?

Im RotSPecht 01/2022 abgedruckt.

Die Volksinitiative «Ja zum Tier- und Menschenversuchsverbot – Ja zu Forschungswegen mit Impulsen für Sicherheit und Fortschritt» fordert ein Verbot von Tier- und Menschenversuchen in der Schweiz, ein Verbot für die Einfuhr von an Tieren versuchten Produkten und die Gleichbehandlung von Tierversuchsfreier Forschung in Sachen staatlicher Unterstützung. 

Letzteres birgt eine grosse Chance. Forschung, die tierversuchsfrei und mit den gleichen Ressourcen durchgeführt wird, wie an Tieren versuchte Forschung, ist zukunftsträchtig. Dort wo Geld fliesst, ist auch mehr möglich. Tierversuchsfreie Forschung sei ausserdem sicherer, so die Initiant*innen.

Als Menschen mit Stimmrecht haben wir die Möglichkeit unsere Stimme zu nutzen und Verantwortung zu übernehmen für jene, die nicht für sich sprechen können. Tiere können sich kaum wehren oder selbständig entscheiden, ob sie in diesem oder jenen Versuch mitmachen wollen. Es kann nicht sein, dass wir uns weiterhin das Recht herausnehmen, über Lebewesen zu werten und zu entscheiden, dass Tiere weniger Wert seien als Menschen und sich daher für Tierversuche eignen würden. Es kann nicht sein, dass gewisse Lebewesen nur geboren werden, um ausgenutzt zu werden!

Dass die Initiative neben den Tierversuchen auch Menschenversuche verbietet, erscheint allerdings wenig sinnvoll. Denn hier werden zwei grundsätzlich verschiedene Ausgangssituationen in einem behandelt. Mündige Menschen können für sich entscheiden, für sich sprechen und für sich selbst die Verantwortung tragen. 

Nichtsdestotrotz ist die Initiative anzunehmen, da sie Tierversuchen den Hahn zudrehen will. Gute, erfolgreiche Forschung wäre mit den freiwerdenden und umverteilten Ressourcen genauso möglich! Die Schweiz wäre Pionierin!
Die Entscheidung, die hier getroffen werden muss, ist jedoch weniger eine praktische, sondern eine ethisch-moralische. Wie wollen wir als Menschen den Planeten und andere Lebewesen behandeln? Wo ordnen wir uns ein? Müssen wir uns alles nehmen, nur weil wir es können? Ist es richtig, andere Lebewesen auszubeuten? 
Die Fragen muss jede*r für sich beantworten und mit dem eigenen Gewissen vereinbaren können.

Für mich ist klar: Die Initiative gegen Tier- und Menschenversuche ist, trotz Ablehnung im Parlament und auch in der SP Schweiz, anzunehmen. Aus Prinzip, symbolisch und im Wissen, dass ein Verbot nicht das Ende, sondern die Weiterentwicklung von Forschung bedeutet.

Saima Linnea Sägesser, SP-Stadträtin Langenthal